3x Silber, 2x Bronze, die Medaillenausbeute an den diesjährigen Europameisterschaften im Hallenradsport.
Mit dem Radballspiel gegen Belgien begann das Abenteuer Junior*innen EM für das junge Schweizer Team. Simon Müller/Levin Fankhauser (Liestal) sicherten sich in einem hart umkämpften Spiel mit dem Ausgleich in letzter Sekunde einen Punkt zum 3:3. Gegen Frankreich hatten sie keine Mühe und gewannen locker mit 7:0. Im Spiel gegen Tschechien wurde kein Sieg erwartet. Doch alles muss immer zuerst gespielt werden. So gab es für die Schweizer mit einem 3:2 in einem guten Spiel eine knappe Niederlage. Gegen den hohen Favoriten aus Deutschland konnten sie nicht so viel ausrichten und verloren 5:1. Nun stand zum Abschluss der Qualifikationsrunde das Spiel gegen Österreich an. Da die Belgier eher über Erwarten gut gespielt hatten, mussten die Schweizer mindestens ein Unentschieden erreichen, um in der Finalrunde überhaupt um die Medaillen mitspielen zu können. Das Spiel war eng umkämpft, einmal zu Gunsten der Schweizer einmal zu Gunsten der Österreicher. Nach einer anfänglichen Führung stand es plötzlich 3:2 für Österreich, die Zeit lief den Schweizer langsam davon. Kurz vor Schluss konnten sie den österreichischen Torhüter düpieren und das 3:3 sicherstellen, das gleichbedeutend mit dem Einzug in den Halbfinal gegen Deutschland war. Im Halbfinal gegen Deutschland hatte die Schweiz keine Chance, Deutschland dominierte vollumfänglich und schoss viele schöne Tore. Kurz vor Schluss konnte die Schweiz das Resultat noch auf 10:1 verkürzen. Das bedeutete, dass Deutschland im Final um den Titel spielte, die Schweiz im Spiel um Rang 3 immer noch die Möglichkeit hatte, eine Medaille zu gewinnen. Im 2. Halbfinal spielten Tschechien und Österreich um den Einzug in den Final. Sicher das stärkste Spiel der Österreicher, die sich im Verlaufe des Turniers steigern konnten. Es war ein hin und her zwischen den beiden Mannschaften. Keine war wirklich überlegen, eine sehr umstrittene Angelegenheit. Nach einem Unentschieden beim Abpfiff ging es ins Penaltyscheissen, wo sich die Österreicher mit drei von vier gehaltenen Penaltys und 2 Toren durchsetzen und somit mit 5:4 überraschend in den Final einziehen konnten. Im Spiel um Rang 3 versuchte das Schweizer Team alles, um sich wenigstens eine Medaille zu sichern, am Schluss scheiterten sie mit einem 3:2 sehr knapp und erreichten den 4. Rang. Das Positive, sie konnten internationale Erfahrung sammeln und haben im nächsten Jahr nochmals die Möglichkeit nach einer Medaille zu greifen. Im Finalspiel gegen Deutschland hatte Österreich nicht viel zu melden. Deutschland spielte überlegen, gewann 5:1 und konnte den Titel vom letzten Jahr erfolgreich verteidigen.
Im Kunstradfahren 2er offene Klassen waren Silas Göbelbecker/Tim Eichler (Brugg) für die Schweiz am Start. Sie haben sich seit dem letzten Jahr sehr stark gesteigert. Diese Disziplin im Normalfall eine Disziplin, in welcher auch die Ukraine um eine Medaille kämpft. Aus den bekannten Gründen mussten sie leider nach dem letzten Jahr auch in diesem Jahr auf die Hallenradsport EM verzichten. Das tschechische Zweier zeigte eine gute Leistung und war der Massstab für Silas um Tim, um die angestrebte Silbermedaille erreichen zu können. Sie zeigten eine hervorragende Leistung und stellten mit 79.75 Punkten gar einen neuen Schweizer Rekord auf. Somit konnten sie sich die Silbermedaille sichern. Da das deutsche Paar ebenfalls eine solide Leistung zeigte, ging die erste Goldmedaille an unser Nachbarland.
Aufgrund der eingereichten Punktzahlen schien die Medaillenverteilung in der Kategorie 4er offen zum Vorneherein klar. Währenddem sich das Team aus Frankreich anlässlich ihres ersten Startes in dieser Kategorie mit einer guten Leistung die Bronzemedaille sicherte, hatten die Schweizerinnen Cinzia Caruso/Ceyda Fierz/Sina Schlumpf/Aimée Lötscher (Baar) nicht ihren besten Tag. Trotzdem konnten sie sich die Silbermedaille sichern. Eine sehr gute Leistung zeigte der Vierer aus Deutschland, somit ging auch die 2. Goldmedaille an unseren nördlichen Nachbarn.
Im 2er Kunstradfahren der Juniorinnen zeigte das Team aus Tschechien eine solide Leistung und sicherten sich souverän die Bronzemedaille. Saskia Seitz/Vivienne Kümin (Baar) gingen etwas nervös ans Werk, was nicht verwunderlich war, da dies ihr erster grosser, internationaler Wettkampf war. Nachdem sie einmal vom Rad mussten, was einen Abzug bedeutete, fingen sie sich und fuhren ihre Kür souverän durch. Mit einer guten Leistung sicherten sie sich die Silbermedaille. Das deutsche Paar liess nichts anbrennen, zeigte eine sichere Leistung und verteidigten damit ihren Titel aus dem Vorjahr.
Die Kategorie 1er Junioren war vom Niveau – verglichen mit der Weltspitze in der Elite – gesehen, die qualitativ höchste. Die Schweiz hatte zwei Fahrer am Start. Mit Stian Bächi (Schaffhausen), ein Schüler, der bei den Junioren die geforderte Limite erreichte, um erstmals eine Junioren EM zu fahren. Er zeigte eine sehr gute Leistung und konnte sich mit dem 7. Rang, knapp hinter der ersten Hälfte platzieren. Freuen wir uns auf das, was kommt. Silas Göbelbecker war nach dem Gewinn der Silbermedaille im 2er offen voll motiviert, im 1er nachzudoppeln. Er zeigte eine ausserordentlich gute Leistung und mit 105,74 ein Ergebnis, das nur 0,06 hinter seiner Bestleistung lag. Damit gewann er die Bronzemedaille und konnte seine engsten Konkurrenten aus Tschechien und Frankreich hinter sich lassen. Den Sieg machten die beiden deutschen Fahrer aus. Linus Weber zeigte eine sehr starke Leistung. Damit war der Titelverteidiger Daniel Stark gefordert. Es sah lange sehr gut aus, bis in der zweiten Hälfte des Programms ein Patzer passierte. So wurde es nochmals spannend und es blieben am Schluss 2,97 Punkte auf seinen Teamkollegen. Damit konnte Daniel Stark seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen.
Die international am stärksten besetzte Kategorie war diejenige der Juniorinnen. In dieser starteten Teilnehmerinnen aus allen 11 Nationen. Erfreulicherweise war dies auch eine Kategorie, in der die Schweiz ein Wörtchen um die Medaillen mitreden konnte. Larissa Tanner (Stäfa) ging als erste der Schweizerinnen auf das Parkett. Nachdem sie sich anfänglich der Qualifikationen noch sehr schwertat, konnte sie sich in den letzten Wochen sehr stark steigern. Am Länderkampf CH-A-F, der eine Woche vor der EM stattfand, fuhr sie eine neue persönliche Bestleistung. An der EM konnte sie diese super Leistung bestätigen und erneut die 140er Punkte-Marke knacken. Damit stand bereits fest, dass sie mindestens den 4. Rang erreichen würde. Als zweite Schweizerin war Mirina Hotz (Baar) am Start. Auch sie zeigte eine sehr gute Leistung und fuhr mit 147,58 gar eine neue persönliche Bestleistung. Somit war ihr der 3. Rang sicher. Nach den Leistungen, welche die beiden Schweizerinnen brachten, waren die deutschen Athletinnen entsprechend nervös. Mina Heinritzi hatte einige Patzer zu verzeichnen, die Punkte reduzierten sich laufend, die Spannung stieg. Am Schluss hatte sie 1,07 Punkte mehr zu verzeichnen als Mirina Hotz. Mit Hannah Reichle startete die zweite deutsche Fahrerin zum dritten Mal an einer EM. Nachdem sie in den letzten beiden Jahren «nur» die Silbermedaille gewonnen hatte, wollte sie in ihrem letzten Jahr als Juniorin unbedingt, was aufgrund der eingereichten Punktzahl auch legitim war, den Titel sichern. Sie startete sehr gut, hatte zwischendrin einen, zwei Patzer zu verzeichnen, doch alles war noch im grünen Bereich. Gegen Schluss ihrer Kür wurde die Zeit knapp. Tatsächlich konnte sie nicht alle Übungen fahren, was ihr einiges an Abzug brachte. Die Punktanzeige bewegte sich laufend nach unten, manche hielten den Atem an. Schlussendlich blieb die Anzeige bei 153,82 Punkte stehen, damit war klar, dass sie ihren ersten Titel gewinnen würde, die Silbermedaille ebenfalls an Deutschland gehen würde und Mirina Hotz «nur» 5,24 hinter der Goldmedaille auf dem 3. Rang landete. Herzliche Gratulation dem ganzen Schweizer Team für diese grossartigen Leistungen!
Alles in allem, eine perfekt organisierte Junior*innen EM, obwohl diese innerhalb von 80 Tagen aus dem Boden gestampft werden musste. Damit hat die Schweiz bewiesen, dass sie immerhin dort einiges besser sind als die nördlichen Nachbarn. Für den Zusammenhalt im Verband und die Zusammenarbeit vereinsübergreifend in der Schweiz, war dies ein hervorragendes Beispiel wie es funktioniert. Danke an das OK (Esther Frischknecht, Fiona Kern, Sandra-Anne Göbelbecker, Leti Bernegger, Barbara Gerber, Martin Hotz, Ralf Zellweger, Ruedi Walter, Joel Schmid), alle Helfer*innen, welche einen hervorragenden Job gemacht haben und allen, die in irgendeiner Weise dazu beigetragen haben, dass diese Junior*innen EM im Hallenradsport in Wallisellen stattfinden konnte.
Ein grosser Dank auch den Sportanlagen Wallisellen AG, der Stadt Wallisellen, dem Sportamt des Kantons Zürich, Swisslos sowie dem Medienpartner Televista für die grosszügige Unterstützung.
Bericht: Marianne Kern